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Stereoskopie 
 
 

Betrachtung von Stereobildpaaren

Parallelblick

Die stereoskopischen Doppelbilder (Bildpaare) können auch freisichtig betrachtet werden, was geübt werden muß. Zunächst muß sichergestellt sein, daß sich das linke Halbbild auf der linken Seite und das rechte Halbbild auf der rechten Seite befindet (Schreibweise: L-l / R-r) und die Bildbreite nicht größer als 6cm dargestellt wird. Nun blickt man zunächst in die Ferne (die Augachsen werden parallel, Parallelblick) und hält dann eines der Bildpaare etwa in Armweite gerade ins Gesichtsfeld. Nun hat man die Illusion von 3 nebeneinanderstehenden Bildern, wobei das mittlere aus den übelagerten äußeren besteht und das eigentliche Raumbild wird. Es kann zunächst unscharf erscheinen, aber sobald man die Fusion geschafft hat „bleiben die Augen hängen“ und man erkennt das 3D-Motiv. Sie haben den Stereoblick geschaffft! Es ist eine Hilfestellung, wenn man zwischen den beiden Halbbildern eine Trennwand einrichtet, sodaß die Augen in die Parallelstellung gezwungen werden und keine störenden Seitenbilder mehr wahrnehmbar sind.

Linsenstereoskop

Eine Erleichterung ist auch die Verwendung von Linsenbrillen (Sehhilfen aus dem Supermarkt) mit 3 Dioptrien oder einem richtigen Linsen- oder Spiegel-Stereoskop, sofern eines verfügbar ist. Ein Linsenstereoskop ist im Prinzip nichts anderes als zwei Sammellinsen, die in gewissem Abstand über den Stereohalbbildern angeordnet sind. Der Betrachter schaut mit beiden Augen durch die Linsen auf die Halbbilder, die Augachsen werden dabei parallel ausgerichtet wie beim Blick in die Unendlichkeit. Dabei wird aber auch der Augenfokus auf große Entfernung eingestellt, die Bilder würden aus der kurzen Distanz stark unscharf erscheinen. Hier kommen nun die Sammellinsen ins Spiel, die die Brechkraft so einstellen, daß die Bilder wieder scharf gesehen werden können. Ein Nebeneffekt ist auch die Vergrößerung des Bildes, sodaß ein Diabild wie in einer Projektion wirkt.

Ein einfaches Linsenstereoskop kann man auch selbst basteln - es besteht aus 2 Diaguckis, die vorne bei der Diaseite mit Klebeband zusammengeklebt werden, oder mit einem Scharnier ausgestattet werden können. Man steckt die beiden gerahmten Dias hinein, dabei ist auf L und R zu achten. Beim Hineinschauen kann der Betrachtungswinkel abhängig vom Augenabstand frei gewählt werden.

Betrachtungseinrichtungen

Größere Bilder als mit 6cm Bildbreite können mit Spiegelvorrichtungen oder Prismenlinsen betrachtet werden, die im Stereo-Fachhandel erworben werden können. Dabei werden die Sehstrahlen so umgelenkt, daß die beiden Halbbilder wieder visuell überlagert werden können.

Es gibt auch Betrachtungsvorrichtungen, mit denen übereinanderstehende Stereobilder erfaßt werden können (KMQ u.ä.). Dies ist z.B. praktisch, wenn langgezogene Panoramabilder angeschaut werden sollen, die sonst nicht sinnvoll präsentierbar wären.

Im Zusammenhang mit elektronischen Bildmedien sind noch vielfältige weitere Möglichkeiten denkbar. So kann ein kleiner digitaler Bilderrahmen mit hoher Auflösung als Grundlage für eine Stereoskop-Betrachtung dienen, wobei mit SPM die Bilddateien entsprechend vorbereitet werden.

Kreuzblick

Manche Menschen tun sich mit dem sogenannten Kreuzblick leichter, der auch eine Variante der freisichtigen Stereobetrachtung ist. Beim Kreuzblick müssen  die Halbbilder vertauscht vorliegen (R-l / L-r) und mit gekreuzten Augachsen betrachtet werden. Im Gegensatz zum Parallelblick können hierbei die Halbbilder theoretisch beliebig groß dargestellt werden, nur sollte zur angenehmen Betrachtung der Abstand zu den Bildern mindestens 5x so groß sein wie die Bildbreite eines Halbbildes. Bei beiden Betrachtungsvarianten sollen die beiden Halbbilder möglichst nah Kante an Kante zusammenliegen.

Nun hält man einen Finger oder Stift zwischen die Bilder und Augen. Zunächst blickt man auf den Trennsteg zwischen den beiden Halbbildern und variiert die Entfernung des Stiftes zu den Bildern hin oder von diesen weg. Wie beim eingangs beschriebenen Stereosichttest (Daumensprung-Experiment) wird man nun beobachten, wie die Position der beiden unscharfen und durchscheinenden Abbildungen des Stiftes zusammen- oder auseinanderwandert. Man stellt nun jene Entfernung ein, wo die Position des Stiftes für jedes Auge möglichst genau in der jeweiligen Halbbildmitte erscheint. Sodann blickt man auf den Stift und beobachtet indirekt auch den Hintergrund. Wie vorhin beschrieben erscheinen nun virtuell 3 Bilder, wovon wieder das mittlere das durch die beiden Halbbilder überlagerte Raumbild ist. Nach einiger Übung werden auch hier die Augen "hängenbleiben", und man kann den Hilfsstift, der den Konvergenzpunkt symbolisiert, aus dem Gesichtsfeld entfernen.

Dem aufmerksamen Beobachter wird sicher nicht entgangen sein, daß die visuelle Wahrnehmung des Stereobildes bei der Kreuzblickbetrachtung stark verkleinert wirkt. Das rührt daher, daß das virtuelle Stereobild scheinbar in der wesentlich näheren Entfernung des Konvergenzpunktes der Augachsen steht, also auch dort, wo eine Durchsichtsblende zur Abdeckung der Seitenbilder installiert werden könnte. Eine solche Blende ist im wesentlichen ein rechteckiger Ausschnitt in einer undurchsichtigen Fläche (Karton). Die Maße der Blendenöffnung können geometrisch konstruiert werden und entsprechen der virtuellen Bildgröße des Stereobildes.

Seitenbilder

Geübte Stereobetrachter können schon ohne Hilfsmittel die Augenstellung in die gewünschte Lage bringen, um den Parallel- oder Kreuzblick einzunehmen. Das ist keineswegs schädlich, sondern stellt vielmehr ein gutes Augentraining dar, auch wenn es anfangs gewöhnungsbedürftig ist.

Die beiden durchscheinenden Seitenbilder beim Parallel- oder Kreuzblick entstehen dadurch, daß jedes Auge auch immer beide Stereohalbbilder wahrnimmt, obwohl nur jeweils eines anvisiert wird. Da sich die Sehstrahlen beim Kreuzblick vor, beim Parallelblick hinter der Bildebene bzw. im Unendlichen schneiden, wird die Blickrichtung auf das jeweilige Halbbild gelenkt und dort mit dem anderen überlagert. Die Seitenbilder können beim Kreuzblick durch eine optische Blende abgedeckt werden, die genau in der Konvergenzebene liegt, siehe oben, oder beim Parallelblick durch eine Trennwand zwischen den Halbbildern.

Digitalbilder können auf gleiche Weise auch direkt am Monitor dargestellt und betrachtet werden.

Andere Betrachtungsverfahren überlagern die Bilder gleich, zB. Anaglyphen (allg. Farbfiltersysteme), zu deren Betrachtung benötigt man aber entsprechende Brillen mit den passenden Farbfiltern. Mehr dazu im Kapitel über die Präsentationsverfahren.

Es gibt insgesamt eine Vielzahl von Verfahren und Methoden zur Stereobetrachtung und -Präsentation, auf die nachfolgend in aller Kürze eingegangen werden soll. Zunächst genießen Sie aber erst einmal Ihre ersten Erfolgserlebnisse in der Form von eindrucksvollen Stereobildern.